Dieser Bericht hier handelt von den ersten Versuchen, einen Wurfzähler zu bauen. Über Sinn und Unsinn lässt sich sicher diskutieren, und manch einer denkt sich vielleicht:“Was fürn Quatsch“. Jap – mir geht es da zwischenzeitlich genau so 😉
Ursprünglich entstand die Idee vor gewisser Zeit beim Mefo-Angeln, da wird ja häufig vom „Fisch der 1000 Würfe“ gesprochen. Und gerade dort, nach gefühlten 10.000 Würfen, ohne auch nur einen Ansatz eines Anfassers verzeichnet zu haben, könnte man von der Frage beschlichen werden: Hat man jetzt nicht langsam die 1000 Würfe voll?
Das Zählen der Würfe (im Kopf) hat bei mir nicht im Ansatz funktioniert, da ich das nach kurzer Zeit einfach vergessen habe und andere Sachen viel wichtiger sind, an dieser Stelle.
Damit war die Idee geboren, ein kleines, leichtes Gerät zu basteln, das die absolvierten Würfe diskret mitzählt, und selber natürlich das Angeln an sich nicht behindert. Zudem sollte es (halbwegs) zuverlässig die einzelnen Würfe registrieren, sodass man am Ende, ein brauchbares Resultat erhält.
Eine präzise Wurfzählung würde man wohl am besten an die Angel-Rolle koppeln, wie z.B. „Rollenbügel aufklappen / Wurf / Rollenbügel zuklappen“ würde als Ablauf ein sicheres Zählen ermöglichen. Dann müsste man aber etwas an die rotierenden Teile der Angelrolle montieren, mit Kabeln, oder Magneten, oder beidem usw. Der Ansatz schien in diesem Fall aussichtslos, also musste es etwas simples sein, das man eher am Rutenblank befestigt.
Nach etwas Rumprobieren wurde entschlossen, das Zählen der Würfe über einen kleinen Beschleunigungssensor (ADXL345), in Verbindung mit einem Vibrationssensor (SW-420) zu bewerkstelligen.
Beim Auswerfen der Angel, ist die stärkste wirkende Beschleunigung (Wurfrichtung), ungefähr entlang des Rutenblanks. Diese Beschleunigung wird vom Modul gemessen und mit den Daten des Vibro-Sensors verglichen. Da es auch eine visuelle Kontrolle der Würfe geben sollte, kommt noch ein „Low-Power“ 128×32 Zeichen Oled-LCD-Display zum Einsatz. Insgesamt sind bei meinem Cast Counter nur Teile verbaut, die für jeweils ein paar Euro z.B. in der Bucht zu bekommen sind. Die reinen Materialkosten belaufen sich auf knapp 30€ – was wohl noch im schmerzfreien Finanzspektrum liegt, falls das ganze Projekt den Bach runter geht.
Hier folgt mal eine Liste mit den verwendeten Bauteilen:
Beschleunigungssensor ADXL345
0,91 Zoll 128×32 Pixel Oled Display
Lipo Akku 3,7V mit 300mAh
Mikrocontroller Atmega 328P-PU
Vibrationssensor SW-420 (HDX2)
2 kleine Taster
Und weiterer Kleinkram: Widerstände, Kondensatoren, ein 16MHz Quarz, Led, Buchsenleisten, Stiftleisten und die Platine selbst.
Um das Konstrukt klein zu halten, wurden weitestgehend SMD (surface-mount device) Bauteile verwendet. Nur beim Microcontroller (also dem Chip der alles Steuert), habe ich die „normal“ Variante genommen. Einfach aus dem Grund, weil es sich gezeigt hat das es ein riesen Vorteil sein kann, wenn man den Chip mal eben easy wechseln kann – ohne aufwendiges Rumgelöte (gerade in der Testphase). Für die Zukunft ist damit aber auch noch Luft nach oben, also alles weiter zu verkleinern (wenn ein sicher funktionierendes System am Laufen ist…)
Bevor die Platine hergestellt wurde, musste erst mal alles grob auf dem Steckbrett zusammengesteckt werden, um die grundlegenden Funktionen festzulegen, und um ein generelles Gefühl zu bekommen. Als das abgeschlossen war, konnte die Erstellung der Platine angegangen werden. Sie soll ja ihren Platz am Blank finden, damit ist auch die grobe Grundform vorgegeben: Es muss was schmales, eher längliches sein.
Die Anordnung der Bauteile und die Verschaltung auf der Platine habe ich mit der Software Sprint-Layout von Abacom gemacht. Es gibt einige Softwarepakete auf dem Markt die sich hierfür eignen, Sprint-Layout ist aber so schön einfach gehalten, und funktioniert bei mir sehr zielführend. Zudem kommt hinzu, dass ich für das Erstellen meiner Prototypen, die Platinen nicht geätzt habe, sondern sie wurden mittels „Isolationsfräsung“ erstellt. Das ist in meinem Fall ein weiterer Vorteil, da die Daten für die Fräsung auch direkt von Sprintlayout ausgegeben werden, und ich somit alles schnell mal selber herstellen kann.
Nach der Erstellung des Prototypen wurde alles am Rutenblank befestigt, und es konnten die ersten Wurftests gestartet werden. Der eigentlich Prozess in dieser Phase geht dann mehr an die Programmierung für den Mikrocontroller, bzw. die folgenden Optimierungen an der Software. Dieser Part ist (in meinem Fall) am aufwendigsten und kostet auch die meisten Nerven. Es sollte ja möglichst idiotensicher funktionieren, und dazu natürlich möglichst wenige falsche Zählungen liefern. Eine Spinnrute ist aber während des Angelns auch ständig in Bewegung und damit dauernd Erschütterungen, bzw. Beschleunigungen ausgesetzt. Diese gilt es herauszufiltern, was manchmal echte Kopfschmerzen verursacht hat…
Es sollte vielleicht noch angemerkt werden, dass ich kein „Mikrocontroller programmier Profi“ bin, und das alles entsprechend eher auf Hobby-Niveau passiert.
Aber naja, sagen wir mal so: Der momentane Stand ist recht vielversprechend und das Ergebnis liefert bis jetzt schon gute Resultate.
Hier folgt der kurze Funktionsumfang des Cast-Counters:
Nach dem Anschalten wird für ein paar Sekunden das Start Bild und die aktuelle Software Version angezeigt, dann wird umgeschaltet zur Anzeige der Würfe. Jeder „richtige Wurf“ wird gezählt, wobei man ca. 5 Sekunden warten muss, bevor der folgende Wurf erkannt wird (soll als Schutz gegen Falschzählen in der Auswurfphase wirken).
Sollte doch mal falsch gezählt werden, kann man mit den 2 Tastern das Ergebnis korrigieren (ein Schalter zählt hoch, der andere Schalter zählt die Würfe runter)
Wenn man beide Schalter gleichzeitig drückt, geht das Modul in eine Art Standby. Es leuchtet eine Warn-Led und es werden keine folgenden Würfe gezählt. Sobald einer der Taster gedrückt wird, geht die Led wieder aus und man kehrt in den Wurf-Zählmodus zurück, alles läuft normal weiter. Dieser Standby-Modus ist für mögliche Hänger-Situationen gedacht, da man da ja nicht selten ganz schön am Fuchteln mit der Angel ist, um den Hänger wieder zu lösen – dies würde unweigerlich Fehlzählungen produzieren.
Das Display schaltet sich selbständig nach einer kurzen Zeit ab, um einfach den Stromverbrauch möglichst gering zu halten. Bei einem erkannten Wurf, oder wenn man manuell die Wurfzahl mit den Tastern ändert, schaltet sich das Display ein und der neue Wert wird kurz angezeigt. Das alles wird auch hier im Video gezeigt:
(Bei Zeiten wird das Video auch noch mal überarbeitet, hab gerade nur eine Handy-Knipse griffbereit)
Aber: Alle Würfe und Tests sind bisher nur reine Trockenübungen gewesen. Richtig spannend wird es wohl, wenn das Ganze im harten Angelalltag getestet wird.
Dies gilt es noch zu testen, bzw. zu machen:
Wie verhält sich die Angelschnur beim Wurf, es soll sich ja nichts verheddern?
Eine Abdeckung für den Wurfzähler muss auch noch hergestellt werden, damit keine Wassertropfen / Feuchtigkeit die Elektronik stören.
Und die Befestigung des Moduls an der Rute sollte noch optimiert werden.
Es muss sich auch noch zeigen, wie lange der 300mAh Akku durchhält, blöd wäre natürlich, wenn der Akku nach ein paar Stunden schlapp macht. Sowas lässt sich aber eigentlich am besten unter wirklichen Angel-Bedingungen“ testen…
Und irgendwann ist auch noch folgendes geplant:
– Anzeige der Wurfstärke
– Einstellung der Sensibilität (aktuell ist das noch als fester Wert abgelegt)
– Angelzeit ermitteln
– und noch ein paar weitere (Durchschnitts-) Berechnungen (Statistik)
cooles Gadget.
Jetzt kann ich mir selbst ausmalen wie hoch meine prozentuale Erfolgsquote ist.
LG
Simon
Im Griff ne Wurfanzeige…
Wie geil ist das denn? Die App hab ich schon länger auf dem Handy und heute finde ich diesen Hängerlöser auf dieser Seite. Und jetzt das hier… Geil! Einfach nur Geil! Wurfzähler würde ich definitiv haben wollen. Geil! Fischen fetzt! Das wird mit dieser Seite mal wieder zu 100% bewiesen!
Hallo Lui,
verrückt trifft es ganz gut, glaube ich 🙂
Ich hoffe demnächst das neuere Castcounter-Modell mal hier vorstellen zu können, habe aber aktuell keine Zeit, mich da rein zu hängen.
Naja, irgendwann wirds schon klappen…
LG, Patrick
Alter Falter, eine verrückte Spielerei! Irgendwo wäre es schon interessant zu wissen wie oft man so im Durchschnitt wirft für einen Fisch. Aber so technisch begabt und motiviert bin ich dann doch nicht wirklich 😉
Hallo Eike,
also du hast sofern Recht, dass das sicher irgendwie einfacher geht – bzw. der Sinn für solch ein Tool in Frage gestellt werden kann 🙂 (siehe Artikel)
Das mit der Smartwatch wird aber, meiner Meinung nach, nicht die ultimative Lösung sein. Ich z.B. trage keine Uhren (mehr) – stört mich einfach. Vor ca. gefühlten 15-20 Jahren, als ich noch Uhren trug, war diese immer an meinem linken Handgelenk, ich werfe aber zu ca. 95% mit rechts aus… Es wäre für mich also keine Lösung, und ich kann mir vorstellen, es geht manchen anderen Anglern ähnlich…
Dazu kommt dann auch noch, dass ich dieses Tool als eine Art Machbarkeitsstudie ansehe. Dazu gehört die Hardware und die darauf laufende Software. Es ist in erster Linie ein „Funprojekt“, welches ich auch noch etwas weiter geführt habe.
Hier mal ein kleines Bild von der neuen Version. In naher Zukunft wird hier auf Netzangler auch ein entsprechender Artikel erscheinen, mit allen Neuerungen zum CastCounter. Momentan hatte ich aber so viel um die Ohren, dass es insgesamt etwas ruhig hier war – die Ruhe vor dem Sturm 😉
Kurz weiter gespoilert: Die Bedienung wurde verbessert/vereinfacht (es gibt jetzt 4 statt 2 Taster), Wurf-Empfindlichkeit kann in 6 Stufen eingestellt werden, Wurfstärke wird berechnet (sowie der Durchschnitt aller Würfe), Angelzeit wird angezeigt, Hochrechnungen zu der Anzahl der Würfe (Würfe pro Stunde)…
Gruß, Patrick
Liebes Netzangler-Team. Geht das nicht auch sehr viel einfacher? Ich habe z.B. eine Smartwatch von Samsung. Die Dinger reagieren ebenfalls auf Bewegungen und befinden sich dazu noch direkt am Handgelenk. Erfindet doch einfach mal eine Cast-Counter app für die Samsung galaxy gear!!! Ich bin der erste der die runterlädt.
Klingt echt nach einer schönen Spielerei! Würde mir auch gefallen. Petri heil